Die g-ttliche Vorsehung
Im letzten Schiur haben wir die g-ttliche Einheit der Schöpfung besprochen. Die g-ttliche Kraft muss immer wieder in jedem Moment die gesamte Schöpfung neu erschaffen. Daher gibt es keine echte Existenz außer G-tt.
Auf dieser Basis kann man das Konzept der G-ttlichen Vorsehung viel besser verstehen.
Die Folge davon, dass G-tt das einzige echte Wesen ist, ist auch, dass G-tt auf alles in der Welt achtet und alles, was passiert, steuert und lenkt. Nichts in der Welt kann ohne G-ttes Willen geschehen.
Es spielt keine Rolle, welche Bedeutung die Schöpfung spielt, ob es die Sonne ist oder eine kleine Ameise.
G-tt steuert alles und passt auf alles auf, vom Kleinsten bis zum Größten.
Der Baal Schemtov lehrt uns, dass auch das kleinste Ereignis, wenn z.B. ein Blatt von einem Baum fällt, ein Teil der g-ttlichen Vorsehung ist.
In diesem Licht ist klar, dass kein Zufall existiert.
Wie kann man etwas zufällig nennen, wenn die g-ttliche Kraft die Welt ständig so erneuert, dass genau das jetzt passiert?
Genau wie der Moment, in dem das Blatt auf die Erde fällt, ständig erneuert wird und das Blatt selbst erneuert wird, und der Ort, so werden auch alle Umstände drum herum durch G-tt gesteuert.
Es scheint zwar, als wäre das alles naturgegeben; der Wind, das Blatt etc. und alles nur eine Auswirkung des Wetters ist, aber der Grund dafür ist, dass G-ttes Kraft versteckt ist.
Deshalb können wir die g-ttliche Vorsehung nicht sehen und die Welt erscheint uns als eine unabhängige Existenz.
Die Natur - ein ständiges Wunder
In Wahrheit ist die Natur selbst auch G-ttlichkeit. Auch die Natur hat G-tt geschaffen und erneuert sie immer wieder.
Die Natur ist nicht gegen die g-ttliche Vorsehung gerichtet, sondern im Gegenteil ein Mittel, durch welches ER die Welt lenkt und leitet.
Um tiefer zu gehen:
Es gibt keinen Unterschied zwischen einem Wunder und der Natur. Beide sind gekennzeichnet durch die Wirkung G-ttes.
Der einzige Unterschied ist, dass bei einem Wunder G-ttes Hand für alle deutlich zu sehen ist. Bei einem natürlichen Ereignis erscheint sie versteckt.
Der Chassidismus unterstützt die Meinung des Racham Zvi, der sagt, dass die „Natur die Häufung von Wundern ist“.
Es liegt in der Natur eines Menschen, dass er ein Ereignis, was sich häufig wiederholt, als natürlich sieht. Aber eigentlich ist es ein Wunder, welches sich wiederholt.
Das ist die Bedeutung des Wortes Natur - teva, die ähnlich der Bedeutung von litvo ist.
Wenn etwas ertrunken ist, heißt es nicht, dass es nicht mehr existiert, es ist nur durch das Wasser verdeckt.
Das bedeutet, dass in Wirklichkeit die Existenz der Sache die gleiche wie außerhalb des Wassers ist, der einzige Unterschied ist, dass wir es nicht sehen können.
In der Natur besteht die gleiche Kraft wie bei Wundern. Der einzige Unterschied ist, ob man es sehen kann.
Einen tieferer Einblick in dieses Thema zeigt uns, dass jedes Ereignis, was auf der Welt geschieht, mit bnei israel verbunden ist.
Raschi fragt in seinem Kommentar am Anfang der Thora: „Warum beginnt die Thora mit dem Wort bereschit? - Um darauf hinzuweisen:
bet reschit - zwei Dinge waren am Anfang: bnei israel und Thora
Und alles, was auf der Welt geschieht, ist kein Zufall, sondern ist mit bnei israel und der Thora verbunden.
Das ist der Grund, dass der Baal Schemtov sagt, dass jede Sache, die ein Mensch sieht oder hört, für ihn eine Anweisung für den Dienst zu G-tt sein soll.
Dass gerade der Mensch etwas beobachtet hat, ist kein Zufall, sondern von G-tt bestimmt. Vom Himmel hat man ihm diese Sache gezeigt.
Ein Beispiel:
Vor zwei Wochen ist jemand im Flugzeug geflogen und hat Tfillin gelegt. Ein 17jähriger Junge hat Tfillin gelegt und die Passagiere haben Angst bekommen, weil sie dachten, es wäre eine Bombe. Das Flugzeug wurde zur Notlandung gezwungen.
Das hat aber die Wirkung gehabt, dass durch die Berichterstattung darüber tausende Menschen etwas über Tfillin erfahren haben.
Wenn ein Mensch etwas beobachtet, gibt es zwei Möglichkeiten:
-Entweder ist er überzeugt, dass das eine klare Anweisung für ihn ist oder
-Manchmal ist er verzweifelt und fragt sich, wie ihm dieses Ereignis in seinem Dienst zu G-tt helfen kann. Es scheint sogar, als würde es ihn dabei stören.
Die Wahrheit ist:
Weil alles von G-tt ist, muss man sagen, dass jedes Ereignis in Wirklichkeit nichts Negatives ist, sondern etwas Positives.
Wie kann das sein, dass etwas scheinbar Negatives in Wirklichkeit positiv sein kann?
Der Zweck einer Prüfung ist es, den Menschen auf eine höhere Ebene zu bringen.
Gerade die Prüfungen, die einen Menschen stören, können in dem Menschen tiefere Kräfte wecken und die innerliche Liebe, welche es dem Menschen ermöglicht, die Prüfung auch zu bestehen. Und so passiert es, dass die Prüfung letztlich dem Menschen hilft.
Nur die Anerkennung, die Prüfung als Mittel zu einem höheren Ziel anzunehmen, erleichtert die Aufgabe und macht es dem Menschen viel angenehmer. Denn er weiß, dass es tatsächlich kein Hindernis ist, sondern ein Sprungbrett, innerliche Kräfte zu entfalten.
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